Was für ein Jahr….

Was für ein Jahr….

 

Was für ein Jahr….

Geht es Ihnen auch so? Wo ist eigentlich das Jahr geblieben? Irgendwie fühlt es sich an, wie eine kräftige Windböe, die durch den Garten gesaust ist und von den Frühlingsblüten bis zum ersten Frost alles auf einmal durch den Garten gepustet hat.

Der letzte Jahreswechsel war still gewesen, ein wenig bedrückt, aber auch voller Hoffnung darauf, dass doch bald wieder alles gut sein würde. Dass unsere Lieben und wir gesund bleiben dürfen und wir wieder mehr mit- und beieinander sein können.

Wie Sie vielleicht auch hatten wir Angehörige, Freunde und geliebte entfernte Orte monatelang nicht sehen oder besuchen können. Das warme Gefühl des Zusammenseins fehlte. Corona schädigte unsere Spontanität, viele unserer Unternehmungen und vor allem die Fröhlichkeit und Leichtigkeit des „einfach mal eben so“ wurden blockiert.

Anfang des Jahres hofften wir, dass die intensive Arbeit an unseren neuen digitalen Angeboten, Früchte tragen werden.

Denn das Jahr 2020 war ein Jahr hoher Anspannung und des Gefühls von freiem Fall gewesen. Ein Jahr, in dem wir uns an nicht kalkulierbare Entwicklungen ausgeliefert fühlten und stark von Entscheidungen anderer abhingen. 2021 sollte daher von Hoffnung und der letztendlichen Gewissheit getragen werden, dass alles einmal zu Ende geht, auch das Schlechte. 

Hoffnungen, Ent-Täuschungen

Hoffnungsfroh waren wir vor 12 Monaten, was den gesellschaftlichen Zusammenhalt anging. Denn zu Beginn der Pandemie hatten wir doch alle erlebt, dass schwierige Zeiten auch Impulse für ein neues Miteinander setzen können. Dass wir als „Schicksalsgemeinschaft“ es vielleicht endlich besser hinbekämen, wahre Toleranz und Mitmenschlichkeit zu leben. Sich gegenseitig zu helfen, statt ausschließlich egoistische Ziele zu verfolgen.

Nun steht erneut der Jahreswechsel an und es wird wieder still sein. Was ist aus unseren Hoffnungen geworden?

In Kopf und Körper herrscht der mentale Muskelkater: nicht noch mehr lernen müssen, nicht noch mehr umorganisieren, nicht noch mehr „anders machen“ müssen. Dieses Jahr hat viel Kraft gekostet und uns müde gemacht.

Ernüchtert, manchmal auch geschmerzt und wütend gemacht haben uns Entscheidungen von Menschen, mit denen wir teils viele Jahre geschäftlich erfolgreich verbunden gewesen waren. Leider konnten wir bei ihnen in dieser Krise nicht auf den Zusammenhalt bauen, auf den wir gehofft haben. Dafür erfreute uns andererseits die Unterstützung durch Freunde, deren Zuspruch und mentale Unterstützung wir nicht erwartet hätten. Erneut haben wir gelernt, Menschen an ihren Handlungen zu messen, statt an schönen Worten und Floskeln.

 

2022: Neue Perspektiven – trotz Allem!

Diese Krise hat in unserer Gesellschaft viel beschädigt, vielleicht sogar zerstört. Unsere Hoffnungen auf mehr echte Toleranz, Respekt und auf eine lösungsorientierte Diskussionskultur haben sich nicht erfüllt. Krisen bringen nicht immer nur das Beste im Menschen zum Vorschein, wie schon Viktor Frankl wusste.

Das lässt uns sorgenvoll auf 2022 blicken. Ein Minimum an Selbstlosigkeit, Bescheidenheit und Demut ist immer weniger Menschen gegeben. Angst, Anspannung und Unwissenheit wollen Stimmungsventile und einfache Wahrheiten, auch wenn die Wirklichkeit komplex ist. Darauf reagieren viele, die wir dringend in der öffentlichen Debatte brauchen, mit innerem und äußerem Exil.

Wir sind auch bekümmert über die herrschenden Pauschalurteile in jeder Richtung. Besorgt über die Schein-Toleranz, die sich durch Überhöhung des eigenen Opfer-Status einerseits und die (radikale) Diskriminierung aller außerhalb der eigenen Anspruchsgruppe nährt. Bestürzt über das Unreflektierte und Eindimensionale im Denken und Handeln vieler. Und traurig über Gleichgültigkeit, Bequemlichkeit, Desinteresse und Egozentrik im Alltag.

Trotzdem: Wir verabschieden 2021 und seine Mühen mit guter Stimmung und Positivität. Denn wenn wir das Jahr wie ein 12-Monats-Leporello entfalten und genau hinschauen, gab es auch viele gute Gründe für Freude.

Wir sind tief dankbar, dass viele unserer Lieben, unserer Familie, Freunde und Mandanten und wir selbst gesund geblieben sind. Wir haben einander noch! Und wir haben so viel mehr als viele andere Menschen: innere Unabhängigkeit, eigene Handlungsmöglichkeiten, Herzensmenschen, Bewegungs- und Gedankenfreiheit.

Wir empfinden Demut und Dankbarkeit dafür, dass Joachim nach fünf schwierigen Jahren mit Rückschlägen nun krebsfrei ist. Leben ist ein Geschenk an sich.

Wir empfinden Glück dafür, Möglichkeiten zur freien Gestaltung zu haben. Und dafür, mit Menschen, die wir lieben und schätzen, Zeit verbringen zu dürfen.

Wir empfinden Freude (und ein bisschen Stolz) dafür, dass wir es trotz aller Herausforderungen weiterhin geschafft haben, beruflich zu überleben. Und dass wir uns so vieles autodidaktisch beigebracht haben. Wir können jetzt in unserem Team viele Aufgaben Inhouse erledigen, für die wir früher verschiedene Partner benötigt haben. Damit können wir den Dingen noch mehr unseren eigenen Stempel aufdrücken und auch Dinge ausprobieren. Welch ein Mehrwert!

Wir fühlen die Freiheit heute stärker als Anfang des Jahres, auch weil wir Erwartungen und Wünsche losgelassen haben und unabhängiger geworden sind.

Wird 2022 Anlass für Hoffnung geben? Ja. Denn viele Dinge, die wir 2021 vorgedacht und vorbereitet haben, werden im neuen Jahr das Licht der Welt erblicken. Vieles wird anders werden und vieles neu.

Vor allem gilt aber weiter: Ohne Hoffnung, ohne Vertrauen in das Leben und bestärkt durch unsere Erfahrung, dass jeder neue Tag das Potential für Entwicklung und Veränderung enthält, könnten wir nicht leben – und erst recht nicht weitermachen.

Daher: Bleiben Sie hoffnungsfroh, bleiben Sie mutig und: bleiben Sie sich treu.

Ich wünsche Ihnen von Herzen Gesundheit, Erholung und erfolgreiche neue Perspektiven in 2022, bedanke mich für Ihre Treue und hoffe, dass wir uns bei Gelegenheit auch wieder einmal persönlich austauschen können.

Herzliche Grüße

Joachim Wolbersen

Ihr Business-Mentor.

 

Denkblockaden – Konfrontation und die Angst vor Ablehnung

Denkblockaden:  Konflikte und die Angst vor Ablehnung!

 

Es gibt Begriffe, die gerade bei jüngeren Führungskräften instinktiv Abwehr erzeugen, Themen, die fast als Tabu aufgefasst werden. In der Reihe „Denkblockaden“ spüren wir diese Begriffe auf und setzen sie in einen hilfreichen Zusammenhang.

In einem Beitrag im Mai bin ich bereits auf das Thema „Konflikte“ eingegangen, dort ging es um die Angst vor der Konfrontation. In diesem 2. Teil will ich auf die Angst vor Ablehnung eingehen, die vielen Führungskräften Sorgen macht.

Eine Situation wie die folgende habe ich in den vergangenen 25 Jahren sehr häufig erlebt: Der neue Teamleiter X erläutert dem sehr erfahrenen Mitarbeiter Y, dass er für ein bestimmtes Problem eine andere Herangehensweise wünscht, als es bisher üblich gewesen ist. Mitarbeiter Y unterbricht ihn und weist darauf hin, dass dieses Vorgehen nicht funktionieren wird. Teamleiter X wird unsicher und fordert umso vehementer, dass die neue Methode angewendet werden soll. Y argumentiert dagegen, Teamleiter X fühlt sich provoziert, die Situation endet im Streit. Klingt das bekannt?

Wenn es zu einem Konflikt kommt, entsteht bei den Beteiligten häufig der Eindruck, der Gesprächspartner auf der anderen Seite des Tisches habe ein vollkommen anderes Weltbild als man selbst. Anscheinend sind die gegensätzlichen Standpunkte miteinander unvereinbar. Was ja – wie im Beispiel – kein Wunder sei, weil einerseits „der junge Schnösel noch grün hinter den Ohren ist und keine Ahnung hat“, während andererseits „der alte Sack sowieso nichts verändern will, weil er nur die Rente im Blick hat und mich als Manager gar nicht akzeptiert“. Klingt ganz schön verfahren, finde ich!

Aber woran liegt es, dass sich so häufig diese „unüberbrückbaren Hindernisse“ auftun? Aus meiner Erfahrung handelt es sich dabei häufig um „Schein-Konflikte“. Sie werden umso größer und ernster, je länger man sie unbearbeitet lässt und ihnen aus dem Wege geht. Denn ihr Entstehen beruht darauf, dass beide Konfliktparteien gar nicht darüber nachdenken, ob die Möglichkeit existiert, trotz aller Unterschiede zu einem gemeinsamen Ergebnis, einer „Fusion beider Standpunkte“, zu kommen.

Unser Ziel sollte es doch sein, unsere Lebensenergie für kreative Ideen einzusetzen, statt uns auf Kämpfe und Überwindung des Gegners zu konzentrieren. Warum fällt uns das so schwer? 

 

Wer sich stark macht hat verloren.

Wenn innerlich der Puls hochjagt, weil mir jemand über den Weg läuft, mit dem ich noch einen Konflikt offen habe, fällt es mir sehr schwer, gelassen zu bleiben. Da ist dieses nagende Gefühl: „Mit Dir habe ich noch eine Rechnung offen.“ oder „Was hat sich die Kollegin jetzt wieder ausgedacht, um mich auf die Palme zu bringen?“.

Je häufiger ich mit jemandem aneinander gerate, umso schwerer fällt es mir, dieser Person unvoreingenommen zu begegnen. Ich kann dann nur schwer neutral sein, jedenfalls solange ich mir nicht Klarheit über meine eigenen Emotionen und mein bisheriges Verhalten verschafft habe. Denn genau da beginnt die Veränderung: Bei meinen eigenen Emotionen und meinem eigenen Verhalten.

Wer mich in meinen Workshops oder Coachings persönlich erlebt, wird früher oder später einen meiner Lieblingssätze hören: „Du kannst für jemand anderes nichts wollen!“

Mein Gegenüber verhält sich auf eine bestimmte Art und Weise. Und das löst bei mir eine bestimmte Reaktion aus. Tut mein Gegenüber das absichtlich? Keine Ahnung. Aber wenn es häufiger vorkommt, NEHME ICH AN, dass dahinter Absicht stecken MUSS.

Und was ist wenn nicht?

Wenn ich – im täglichen Leben und besonders in Konfliktsituationen – meine eigene Gelassenheit bewahren will, muss ich dafür sorgen, dass ich meinen Emtionen nicht zuviel Raum gebe. Wenn sie die Herrschaft übernehmen KANN ICH NICHT NEUTRAL BLEIBEN.

Und wenn ich nicht neutral bleiben kann, werde ich selbst zum Teil des Konfliktgeschehens. Ich wechsle also vom Beobachter des Konflikts auf der Sachebene zum BETEILIGTEN in der Auseinandersetzung. und damit habe ich meine Autorität als Beeinflusser oder Moderator des Konflikts verloren.

Genau das ist übrigens ein Trick von Menschen, die sich mit Konflikten profilieren wollen, insbesondere ein übliches Vorgehen bei Journalisten und Politikern: Man versucht das Gegenüber in einen Konflikt zu drängen, zum Beispiel durch Fragen, die eine unterschwellige Unterstellung enthalten. Wenn das Gegenüber darauf mit einer Verteidigungsrede reagiert – „Aber ich habe doch nie gesagt, dass…“ – werden gezielt weitere Provokationen eingesetzt, damit der Konflikt sich verschärft. „Sie wollen also ernsthaft behaupten, dass…“

Fallen die Provokationen auf fruchtbaren Boden, hat der Gesprächspartner sich in eine Position drängen lassen, in der er aus der neutralen Rolle zur Parteinahme für eine bestimmte Position gedrängt wurde. Und aus dieser Rolle kommt man ohne Image-Schaden nicht mehr heraus.

Deshalb gilt: Wer Konflikte lösen will, darf sich für keine Partei stark machen und muss die eigenen Emotionen unter Kontrolle haben!

 

Das ist keine persönliche Sache!

Egal ob es sich um einen eigenen Konflikt mit jemandem im Team oder um einen Konflikt zwischen anderen Beteiligten handelt: Jeder hat schon einmal die Erfahrung gemacht, dass man sich ganz schnell die Finger verbrennen kann, wenn man sich einbringt. Gerade in Konflikten zwischen Team-Mitgliedern ist es als Führungskraft leicht, sich zwischen alle Stühle zu setzen. Mitarbeiter A versucht  – ebenso wie Mitarbeiter B – die Vorgesetzte auf seine Seite zu ziehen: „Sie denken doch auch, dass…“, „Sie haben ja selbst immer gesagt, dass…“ usw.

Deshalb müssen wir uns immer wieder als Mantra aufsagen: „Das ist keine persönliche Sache! Es hat nichts mit mir als Mensch zu tun! Es hat auch nichts mit meinem Gegenüber als Mensch zu tun! Es geht nur um unterschiedliche Auffassungen oder um eine unterschiedliche Beurteilung der Situation!“

Mit dieser Grundhaltung erkennen wir an, dass sowohl unser Kontrahent wie wir selbst ein großes Interesse daran hat, ein Problem zu lösen und etwas Gutes zu bewirken.

Indem wir auf diese Weise eine neutrale Position einnehmen können, ist der Umgang mit Provokationen wesentlich einfacher. Wir können uns sagen: „Diese Person beschimpft nicht mich als Person, sondern die Rolle, die ich wahrnehme. Ihre negativen Gefühle haben nichts mit mir zu tun. Ich bin nur die Projektionsfläche für eigene Unzufriedenheit oder Sorge.“

Weglaufen gilt nicht!

Leider haben wir als Führungskräfte nicht die Möglichkeit, den Konflikten auszuweichen, die immer wieder auf uns zukommen. Auch wenn wir es viel lieber hätten: Konflikte werden durch unsere Zurückhaltung eher verstärkt als gelöst. Es ist unsere originäre Aufgabe, sie aufzunehmen, zu verstehen, aufzulösen und in etwas Nützliches zu transformieren.

Insbesondere in Situationen größerer Veränderungen im Unternehmen entstehen vielfältige Konflikte:

  • Alte Rollen werden überflüssig und neue Rollen werden geschaffen.
  • Prozesse verändern sich und Ansprechpartner wechseln.
  • Neue Zuständigkeiten sorgen dafür, dass neue Absprachen getroffen werden müssen.
  • Das, was bisher „auf dem kleinen Dienstweg“ gelöst werden konnte, wird plötzlich schwieriger.
  • Das Netzwerk aus persönlichen Beziehungen und das Geflecht aus gegenseitigen Abhängigkeiten verliert plötzlich an Bedeutung.
  • Neue Vorgesetzte haben andere Erwartungen und Vorstellungen an Kommunikation, Abstimmung und Arbeitsergebnisse.

Jeder Konfliktherd im Rahmen dieser Change-Prozesse will bearbeitet und im Idealfall aufgelöst werden. Verantwortlich dafür sind nicht nur die Change-Verantwortlichen im Projekt, die diese Konflikte aufspüren und adressieren müssen, sondern auch und gerade die Führungskräfte in der Organisation. Sie können diese Verantwortung nicht delegieren. Aber sie können bestenfalls gemeinsam mit dem Change-Team versuchen, Wege zu entwickeln, wie die Konflikte in etwas Neues transformiert werden, dass die Organisation weiterbringt. Sei es eine kreative Problemlösung, die Neubewertung eines Prozesses oder die Einführung neuer Führungs- und Gesprächsformate: Konflikte können Geschenke sein.

 

Drei Führungs-Prinzipien, um das Beste aus der Krise zu machen!

Drei Führungs-Prinzipien, um das Beste aus der Krise zu machen!

3 Führungs-prinzipien für die Krise

 

Handlungsfähig zu bleiben und zielgerichtet vorzugehen ist besonders in Krisen entscheidend. Dabei hilft die konsequente Befolgung von drei pragmatischen Leadership-Prinzipien. Damit Sie aus jeder Krise das Beste machen können!

Selten haben wir einen Jahreswechsel so sehr mit positiven Erwartungen und Hoffnungen verbunden: Hoffnungen auf ein baldiges Ende der Covid-Beschränkungen und die Rückkehr zur Normalität.

Jetzt, drei Wochen später, sind wir immer noch weit davon entfernt: Homeoffice, Home Schooling, Kontaktbeschränkung, Ausgangssperren. Maßnahmen, die in der Pandemie not-wendig sind, deren Ende zum jetzigen Zeitpunkt aber noch nicht absehbar ist.

Unsere Hoffnungen auf den „Normalzustand“ werden sich so schnell also nicht erfüllen. Und die Einschätzung der wirtschaftlichen und sozialen Nachbeben zeigt: die alte Normalität wird nicht zurückkommen.

Während sich die Logistik-Branche wegen der Transportbeschränkungen und wegen des BREXIT um die Neuorganisation von Lieferketten kümmern muss und Industrie-Unternehmen ihre Prozesse weiter digitalisieren, liegen Hotels, Gastronomie und viele andere Branchen am Boden.

Ehemalige Stabilitätsanker wie Mode und Handel stehen heute weltweit für 32% aller Unternehmensinsolvenzen. (Quelle am Ende des Artikels) Gemeinsam mit zahlreichen Gastronomie-Pleiten wird dies unsere Innenstädte und Einkaufszentren verändern.

Wo die technische Infrastruktur stimmt, wird das Landleben für Kreative und junge Familien attraktiver. Erste Co-Working-Spaces entstehen in Scheunen in Brandenburg und anderen Gegenden im Dunstkreis unserer Großstädte. Auch von dort aus überholen neue Player ohne Altlasten mit digitalen Geschäftsmodellen die bisherigen Platzhirsche. Gewinner sind diejenigen, die flexibel sind, konsequent handeln und durchhalten.

Gewinner oder Verlierer?

Die Verlierer der aktuellen Situation sind leider in vielen Fällen diejenigen, die zwar die Notwendigkeit drastischer Veränderungen erkannt hatten, aber die eigene Selbstgefälligkeit und Trägheit nicht überwinden konnten.

In seinem Artikel „How to use turnaround tactics to deal with disruption” (Quelle am Ende des Artikels) verweist Simon Freakley darauf, welche drei Prioritäten für Unternehmen gelten müssen, um sich auf ein neues „Normal“ einstellen zu können.

Ich teile seine Überzeugung, dass kulturelle und menschliche Faktoren entscheidend sind für Erfolg oder Misserfolg einer so tiefgreifenden Transformation, wie wir sie gerade erleben.

Transformationen werden im Wesentlichen durch kulturelle und menschliche Faktoren behindert: eine mangelnder Fokus auf die wirklich wichtigen Dinge, ein fehlendes Gefühl für die Dringlichkeit der Veränderungen und endlose Detaildiskussionen zur Absicherung zaghafter Entscheidungen, um eigene Verantwortung weg delegieren zu können.

Was stattdessen gebraucht wird? Es ist von größter Bedeutung, sich auf die bedingungslose Umsetzung von drei einfachen Prinzipien zu konzentrieren, um zu den Gewinnern zu zählen:

  1. Das Setzen und Verfolgen klarer Prioritäten.
  2. Das konsequente Umsetzen von Entscheidungen und umgehendes Handeln.
  3. Die umfassende und ehrliche Kommunikation und Einbindung aller Beschäftigten (Ja, auch der „internen Externen“, Leiharbeiter etc.!)

1. Das Setzen und Verfolgen klarer Prioritäten

Wenn eine Krise eintritt beginnt sofort der Kampf um die knappen Ressourcen Zeit und Geld. Führung ist jetzt vor allem das Festlegen von Prioritäten und die Kontrolle, dass alle Ressourcen konsequent zur Weiterentwicklung eingesetzt werden. Führung umfasst so auch die Überwachung der eingeleiteten Maßnahmen. Für Sie bedeutet das konkret:

  • Keine Kompromisse bei den „Must-haves“, keine Ablenkung durch „nice-to-have“-Wunschlisten. Die Gefahr lauert immer in der Formulierung: „Wenn wir gerade dabei sind, könnten wir doch die Chance nutzen, dieses oder jenes mit zu erledigen.“

  • Fakten vor Annahmen und Bauchgefühl: Hinterfragen Sie alles. Glauben Sie nur, was sich beweisen lässt. Schlachten Sie „heilige Kühe“, wenn das dem Überlebensziel dient. Aussagen wie: „Das werden unsere Kunden nie akzeptieren…“ müssen validiert werden. Machen Sie eine Befragung, wenn nötig. Wahrscheinlich werden Sie die eine oder andere Überraschung erleben.
  • „Cash is king!“: Entscheidend für Ihr Überleben ist der Cash Flow. Steuern Sie über Liquidität, nicht über G&V-Kriterien. Cash aufgrund von kurzfristigen Umsätzen mit Not-Lösungen kauft Ihnen die Zeit, die Sie für die Perfektionierung Ihres neuen Geschäftsmodells brauchen.
  • Eigenverantwortung und Mentoring statt Detailkontrolle: Kreativität braucht Schutz, Engagement braucht Bewegungsfreiheit. Sorgen Sie dafür, dass sich Ihre Beschäftigten sicher fühlen, wenn sie überzeugende kreative Lösungsvorschläge entwickeln. Treten Sie als Sponsor auf, der denjenigen den Rücken freihält, die Neues umsetzen. Machen Sie Transformation zu einer persönlichen Sache für jeden Einzelnen, fordern und fördern Sie deren Eigenverantwortung für die praktische Umsetzung.

2. Konsequentes Umsetzen und Handeln

Die besten Konzepte bringen nichts, wenn sie zu lange diskutiert und dann zu langsam umgesetzt werden. Krisenmanagement verträgt einerseits kein Zaudern, andererseits keinen kopflosen Aktionismus. Für Sie heißt das:

  • „Nur das Tote ist perfekt!“ – Stellen Sie Tempo über Perfektion! Jetzt brauchen Sie einen pragmatischen Umsetzungsvorschlag für den Turnaround statt des perfekt abgestimmten Plans in sechs Monaten. Schauen Sie nicht in die Ferne. Detaillierte Projektionen und Kostenprognosen für die kommenden 3 Jahre werden Sie nicht retten. Die kommenden drei bis sechs Monate entscheiden!

  • Fokus, Fokus, Fokus: Bleiben Sie unerbittlich in der Verfolgung Ihrer Hauptziele.

  • „Try & Error“: Wenn etwas nicht funktioniert ändern Sie es schnell. Probieren Sie neue Ideen schnell aus, ermöglichen Sie frühes Scheitern und bauen Sie konsequent aus, was funktioniert.

  • „No crying about spilled milk!” – erlauben und begrüßen Sie Fehler! Verschwenden Sie Ihre Zeit nicht mit Schuldzuweisungen und Vergangenheitsbetrachtungen.

  • „First things first!“ – Welche Aktionen bringen Sie Ihren Zielen näher, welche entsprechen Ihren Prioritäten? Klappt etwas nicht auf dem direkten Weg schaffen Sie kreative temporäre Umgehungslösungen. Das Wichtigste ist: Die Ziel-Linie erreichen!

3. Umfassende und sorgfältige Kommunikation

Veränderungsprozesse sind kein Selbstzweck! Sinn eines Transformationsprogramms ist niemals die Transformation selbst! Transformationsprojekte sind entweder Reaktionen zur Abwendung drohender Gefahren vom Unternehmen oder sie dienen der Vorbereitung, Weiterentwicklung und Absicherung zukünftiger Unternehmens-Ziele und wirtschaftlicher Erfolge.

Die Einbindung der Mitarbeiter und die Qualität Ihrer Kommunikation entscheiden darüber, ob Ihr Veränderungsprozess erfolgreich wird oder nicht. Das bedeutet für Sie:

  • Sie müssen Ihr eigener Chief Communications Officer sein. Unprofessionelle oder schlecht vorbereitete Kommunikation ohne Konzept können Sie sich nicht erlauben. Es ist Ihre Aufgabe, Ihren Führungskräften und Mitarbeitern zu vermitteln, wo die Zukunft liegt, was jetzt getan werden muss und wie jeder Einzelne einen Beitrag dazu leisten kann.
  • Ihre Botschaften müssen nachvollziehbar und wiedererkennbar sein wie ein Marketing-Slogan! Sprechen Sie bei ihren Zuhörern auch die emotionale Seite der anstehenden Veränderungen an. Gehen Sie davon aus, dass die Botschaft erst dann von allen verstanden worden ist, wenn Sie Ihnen selbst aus den Ohren kommt. Wiederholen Sie Ihre Botschaft gebetsmühlenartig, so oft Sie Gelegenheit dazu haben. Und dann nochmal.
  • Sagen Sie die Wahrheit! Auch wenn die Wahrheit zu schwierigen Gesprächen führen wird und nicht allen gefällt: Ihre Mitarbeiter und Führungskräfte sind erwachsene Menschen. Und so sollten Sie sie auch behandeln! Echtes emotionales Engagement erreichen Sie nur, wenn Ihr Team das Gefühl hat, nicht hinters Licht geführt oder geschont zu werden. Wenn die Lage ernst ist, sollten Sie sagen, dass die Lage ernst ist. Wenn die Lage sehr ernst ist, sollten Sie auch das sagen. Nur so werden Ihre Prioritäten verständlich.
  • „Führen Sie, folgen Sie oder gehen Sie aus dem Weg!“ – Als Leader ist es Ihre Aufgabe, dafür zu sorgen, dass Ihr Management-Team sich über die aktuelle Situation und ihre Bedeutung, die Prioritäten und die benötigten Ergebnisse einig ist. Haben Sie Team-Mitglieder im Management-Team, die Ihre Situationsanalyse oder Ihre Vorgehensweise nicht „mittragen“ wollen? Sie haben keine Zeit für endlose Überzeugungsgespräche mit Unwilligen. Daher gibt es nur zwei Möglichkeiten: diese Team-Mitglieder arbeiten entweder loyal mit und unterstützen Sie mit allen Kräften oder sie gehen, und das sofort. Weitere Optionen existieren nicht. Sorgen Sie für Klarheit.

Keine „Leadership“ ohne „Follower“!

Als Führungskraft oder Unternehmer tragen Sie die Verantwortung für Firmen-Ressourcen und Beschäftigte. Wenn es Ihnen nicht gelingt, diese Menschen mit auf Ihre Reise zu nehmen, sie zu inspirieren und anzuleiten, ist Ihr Transformationsprojekt bereits gescheitert.

Genau diese Themen stehen in meinen Mentoring-Sitzungen mit Führungskräften und Unternehmen immer wieder im Zentrum der Gespräche. Meine „5 Elemente erfolgreicher Führung“ sind ein wirksames Instrument, um gemeinsam die Frage zu beantworten: „Wie kann ich meine Leadership-Qualitäten weiterentwickeln und auch in der Krise mein Team souverän und konsequent zum Erfolg führen?“

Quellen:

„How to use turnaround tactics to deal with disruption“, Simon Freakley, WEF, 15. Januar 2021 (Link: https://ogy.de/blnl)

 

Überleben sichern – so finden Sie neue Geschäftschancen!

Überleben sichern – so finden Sie neue Geschäftschancen!

Überleben sichern neue Chancen nutzen!

 

Geschäftschancen erkennen und umsetzen Kernaufgabe des Management-Handelns!

Die Fähigkeit, das eigene Geschäftsmodells schnell an veränderte Marktgegebenheiten anzupassen, ist einer der wichtigsten Schlüsselfaktoren für die Stärkung der Resilienz einer Organisation, ihrer Überlebensfähigkeit und der Sicherung ihrer langfristigen Stabilität.

Während einer Krise wie der aktuellen ist damit das Festhalten am bisherigen Status-Quo („Wir haben das immer so gemacht!“) und das Abwarten besserer Zeiten nur scheinbar der sichere Weg. Gefragt sind vielmehr Eigeninitiative, Mut zur organisatorischen Erneuerung und Kreativität in der Entdeckung und Auswahl neuer Geschäftsmöglichkeiten. Aktivitäten also, die man sonst eher Start-Ups empfiehlt, die jetzt aber umso wichtiger auch für das Überleben bereits etablierter Unternehmen werden.

Identifizierung neuer Geschäftschancen wird Kernaufgabe unternehmerischen Handelns

Neue Geschäftsmöglichkeiten zu entdecken ist in der Regel ein unternehmerischer Prozess, der systematisch den Markt nach neuen Chancen durchsucht und versucht, diejenigen Geschäftschancen zu identifizieren, die eine realistische Umsetzungschance haben, statt sich lediglich auf Hoffnungen und Annahmen zu stützen.

Sind mehrere realistische Chancen entdeckt worden, werden die Ressourcen der Organisation so umgewidmet, dass eine oder mehrere dieser Möglichkeiten weiterverfolgt werden können. Neue Geschäftsansätze zu identifizieren und die Spreu vom Weizen zu trennen ist also eine Kernaufgabe unternehmerischen Handelns zur Zukunftssicherung des eigenen Unternehmens.

Welche Eigenschaften brauchen Entdecker neuer Geschäftschancen?

Bisher erschienene Studien haben gezeigt, dass diejenigen Unternehmer, die in der Identifizierung und Umsetzung neuer Geschäftschancen besonders erfolgreich sind, sich häufig von anderen durch folgende Punkte unterscheiden:

  1. Sie verfügen über tiefgehendes Fachwissen und kennen ihr geschäftliches Umfeld und ihre betroffenen Produkte oder Dienstleistungen genau.
  2. Sie betrachten ihren Markt aus einer anderen Perspektive als ihre Wettbewerber.
  3. Sie sind in der Lage, Lücken und blinde Flecken in ihren jeweiligen Märkten zu erkennen.
  4. Sie stützen ihre Marktbeurteilung und neue Geschäftsmöglichkeiten auf eine möglichst objektive Basis von Daten, Zahlen und Fakten.
  5. Sie sind deutlich stärker als andere von ihrer eigenen Selbstwirksamkeit überzeugt, sind optimistischer und kreativer.
  6. Sie sind eher bereit, zu experimentieren und neue Ideen zu testen, um zu einem möglichst frühen Zeitpunkt die Rückmeldung des Marktes über ihre Idee zu bekommen, bevor sie bereit sind, umfangreichere Mittel zu investieren.

Diese 4 Faktoren sind für das Überleben in einer Krise entscheidend

Eine aktuelle Studie des Lingnan College der Sun Yat-sen Universität in China aus 2020 hat sich damit beschäftigt, welche organisatorischen Faktoren Rückschlüsse darauf zulassen, wie gut ein bereits etabliertes Unternehmen darin ist, neue Geschäftschancen zu identifizieren.

Nach Analyse von 282 zufällig ausgewählten Unternehmen kristallisierten sich vier Faktoren heraus, die eine signifikante Rolle spielen und wechselseitig in Beziehung miteinander stehen:

 

1. Wille zur Improvisation: Je mehr ein Unternehmen bereit war zu improvisieren, desto besser konnten neue Geschäftsmöglichkeiten erkannt werden. Dabei ist mit Improvisation hier die Bereitschaft des Unternehmens gemeint, sich auf spontane entstehende neue Prozesse einzulassen, um Veränderungen auf der Grundlage von Lernen, Muster-Erkennung und durch das Knüpfen neuer Verbindungen und Netzwerke umsetzen zu können.

2. Lernbereitschaft: Eine Kultur des Improvisierens und Ausprobierens ist sehr stark durch die grundsätzliche Lernbereitschaft der Organisation geprägt. Damit eine spontane Improvisationsleistung des Unternehmens möglich wird, sind Mitarbeiter gefragt, die dazu in der Lage sind, ihr Verhalten auf der Grundlage von Feedbacks auch spontan neu auszurichten und neuen Lernpfaden zu folgen, die sich ggf. erst in der Umsetzung ergeben. 

3.+4. Flache Hierarchien und hohe Fehlertoleranz: Um sich schnell und effizientauf eine neue Marktsituation einstellen zu können, sind flache hierarchische Strukturen mit geringer interner Kontrollmentalität und eine hohe Fehlertoleranz innerhalb der Organisation sehr hilfreich. Sie wirken sich fördernd auf die Experimentierfreude des Unternehmens aus, neuen Geschäftsentwicklungen einen Chance zu geben und zügig mit der Umsetzung zu beginnen.

Was bedeutet das für Sie als Unternehmer?

  • Schaffen Sie kleine Teams von maximal drei bis vier Mitarbeitern pro Abteilung, die sich nur auf eine Frage konzentrieren: „Welches neue Produkt bzw. welche Dienstleistung kann uns in 6 Wochen Geld in die Kasse bringen? Welcher Bedarf ist für unsere bisherigen Kunden gerade besonders wichtig? Und wie können wir ihn decken?“ – Das geht übrigens auch remote.
  • Machen Sie in der Kommunikation nach innen und außen deutlich, dass es besser ist, erfolgreich zu improvisieren, als auf die perfekte Lösung oder den perfekten Prozess zu warten. Improvisieren Sie, um Zeit zu gewinnen. Denn Umsetzungsgeschwindigkeit ist in kritischen Zeiten besonders wichtig.
  • Gestatten Sie das Recht auf Fehler. Folgen Sie dem Grundsatz, dass ein Fehler immer auch ein Lernerfolg ist. Verlangen Sie nicht einen detaillierten Businessplan oder eine Budget-Abschätzung für die nächsten drei Jahre, sondern konzentrieren Sie sich darauf, Zwischenziele und pragmatische Ergebnisse zu vereinbaren.
  • Bilden Sie „Forscher-Gemeinschaften“ aus Mitarbeitern unterschiedlicher Bereiche und geben Sie diesen Teams den Auftrag, Zukunft zu denken. „Wie sieht Ihr Arbeitsplatz 2030 aus? Wovon leben wir 2025? Warum sind wir auch 2035 noch relevant?“ – Auch hier können sich die Teams remote abstimmen.
  • Ersparen Sie sich und Ihrer Organisation wöchentliche Status-Meetings. Investieren Sie Ihre Zeit lieber in Marktanalysen, Experten-Gespräche, Kundenmeetings und Lieferanten-Absprachen. Bleiben Sie nahbar und erreichbar, um Ideen und Fortschritte zu diskutieren und greifen Sie so wenig wie möglich durch vorschnelle Entscheidungen in das weitere Vorgehen ihrer Teams ein.
  • Fördern Sie die Lernbereitschaft Ihrer Mitarbeiter, wo immer Sie können. Stellen Sie kritische Fragen und ermöglichen Sie Ihren Mitarbeitern, zu lernen und Erfahrungen zu sammeln. Gewähren Sie dafür Zeit und fördern Sie individuelle Weiterbildungsanstrengungen Ihrer Mitarbeiter, nicht nur durch Geld, sondern auch z.B. durch die Bereitstellung einer Lern-Infrastruktur.

Referenz: Xiang, Q., Zhang, J. und Liu, H. (2020): „Original improvisation as a path to new opportunity identification for incumbent firms; an organisational learning view.„